Die Idee
In vier Modulen werden den jungen Menschen grundlegende Fragen gestellt, wie sie ihr Leben gestalten wollen.
Die Weiterbildung wird von Trainern und Trainerinnen geleitet, die selber diese Weiterbildung durchlaufen haben. Sie werden so zu »Botschafter*innen«, die in einer Art positivem Schneeballsystem immer mehr Jugendliche erreichen.
Vier Fortbildungsmodule
Die Grundlage
Die Identitätsfrage
In Afrika fühlen sich Menschen oft nicht mit ihrem Land verbunden. Gerade die Grenzen der einzelnen Länder wurden in den Kolonialzeiten einfach willkürlich gezogen, quer durch Stammes- und Ethnien Zugehörigkeiten.
Das führt oft zu Spannungen zwischen großen Familien, Ethnien und Religionen. Deshalb ist die Auseinandersetzung mit Fragen wie: wer bin ich, wem fühle ich mich zugehörig, so wichtig für das Finden der eigenen Identität.
Verantwortliche Sexualität
Frauen haben in der togoischen Gesellschaft immer noch vor allem die Rolle der Mutter. Wie in vielen afrikanischen Ländern ist es für Frauen in Togo undenkbar und eine Schande, keine Kinder zu haben.
Verhütung wird aus finanziellen Gründen, aus Unwissenheit, Misstrauen und Tradition wenig praktiziert. So führt Sexualität oft sehr früh zu Kindern, die die eigenverantwortliche Entfaltung der Frauen, ihre beruflichen Chancen und Perspektiven behindern. Auch gibt es in Togo weiterhin das Modell der polygamen Ehe. Frauen bleiben in diesen Beziehungen oft mit ihren Kindern alleine und werden von den Vätern finanziell schlecht versorgt.
Ziel dieses Moduls ist es, die Selbstbestimmung der Frau über ihre Mutterschaft zu fördern und die Verantwortung des Mannes für seine Kinder zu stärken.
Die Lebenskarte
Togo ist wie die meisten afrikanischen Länder stark vom Postkolonialismus geprägt. Nach dem Ende der Kolonialzeit hat der Diktator Gnassingbé Eyadema das Land übernommen, die Abbaurechte für die Bodenschätze wurden an Europa abgetreten und die Infrastruktur von Europa und China finanziert. Diese Entwicklung und die Korruption im Land haben fast jeden Glauben an die eigene Kraft, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, vernichtet. Emmanuel Noglo, der Gründer von Bilimon, nennt es die »die Kultur der Unterlegenheit«.
Mit der Lebenskarte soll ein Bewusstsein geschaffen werden, dass nicht das System Schuld ist und auch in Togo nicht die politischen und gesellschaftlichen Bedingungen das eigene Leben bestimmen, sondern jede und jeder sein Leben selber in die Hand nehmen und gestalten kann. Dieser Lebensplan, ob beruflich und/oder persönlich, wird auf dieser Karte festgehalten und regelmäßig bei gemeinsamen Treffen besprochen und auf seine Umsetzung analysiert.
Bilimon bedeutet auf Bassar
»Gemeinsam geht es uns besser!«
In Afrika fühlen sich Menschen oft nicht mit ihrem Land verbunden. Gerade weil die Grenzen der einzelnen Länder in den Kolonialzeiten willkürlich ohne Rücksicht auf Stammes- und Ethnien-Zugehörigkeiten gezogen wurden, entstanden oft Spannungen zwischen großen Familien, Ethnien und Religionen. Da zur Identität eines Menschen neben der Frage nach dem Ich auch die der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Gruppen gehört, ist es so wichtig, Antworten auch darauf zu finden, um soziale Konflikte zu vermeiden.
Das erfolgreiche Leben in einer Gesellschaft ist idealerweise vom Miteinander geprägt. Dazu bedarf es Regeln, die von allen akzeptiert und eingehalten werden müssen. Sei es die rote Ampel oder das Anstehen in einer Schlange. Diskutiert werden die Auswirkungen dieser Regeln auf das Miteinander, das soziale System und die gesamte Gesellschaft.
Es geht um das Bewusstmachen der Kraft des Zusammenhaltes unabhängig von Ethnie, Religion oder Familienzugehörigkeit und die Erkenntnis, dass daraus Stärke gewonnen werden kann.
Die Botschafter*innen
16 junge Erwachsene, darunter 4 Frauen vermitteln momentan die vier Module und geben ihre eigenen Erfahrungen weiter. Jede und jeder unterrichtet eine eigene Gruppe, aus der wieder neue ‚Botschafter*innen‘ resultieren. Dieses Schneeballsystem soll immer mehr Menschen in Togo erreichen.
Die Gruppen umfassen ca. 10 Personen. Es ist Aufgabe der Teilnehmer*innen, einen Raum zu organisieren und für Pausen und Verpflegung zu sorgen. Schon die erste Herausforderung, selber Verantwortung zu übernehmen!
Die Botschafter*innen kommen dann mit Laptop und Beamer an jeden Ort. So ist eine hohe Flexibilität möglich.
Download des deutschsprachigen Seminarleitungshandbuchs als Orientierung für die politische Bildungsarbeit mit und von Jugendlichen.
Die Weiterbildung dauert mindestens zwei Tage, möglichst vier Tage.
Wenn die Module durchlaufen sind, erfolgt eine Auswertung der Antworten auf die folgenden Fragen:
Wie haben sich die Teilnehmer*innen vorbereitet?
Was haben sie verstanden?
Wie hat ihnen die Weiterbildung gefallen?
Wie war die Weiterbilder*in?
Könnt Ihr Euch das vorstellen, selbst Botschafter*innen zu werden?
Wenn Ja, dann können sie selbst eine Gruppe organisieren und weiterbilden.
Wer sind die Botschafter*innen?
Jean-Mari Lawson
Botschafter der "Academie Bilimon"
Es mag sich banal anhören, aber seitdem ich die „Academie Bilimon“ kenne, kann ich einfach keine rote Ampel überfahren. Auch habe ich mein berufliches Ziel (Ingenieur im Bereich der erneuerbaren Energien) klarer definiert und verfolge es mit einem klareren Fokus. Ich habe sogar Deutsch autodidaktisch gelernt und habe vor, meine Weiterbildung in Deutschland fortzusetzen, um später diese erworbene Kompetenz in Togo einzusetzen.
Der Kontakt mit anderen jungen Menschen in der Academie Bilimon hat mein Selbstvertrauen gestärkt. Dadurch war ich in der Lage, selbst auch Jugendliche weiterzubilden, was ich vor der Begegnung mit der „Academie Bilimon“ nicht konnte. Ich war einfach zu schüchtern.
Ludivine Amevor
Botschafterin der „Academie Bilimon“
Ich war früher sehr zurückhaltend und schüchtern. Nach einer Weiterbildung der „Academie Bilimon“ im September 2018 war mir klar, dass ohne Selbstvertrauen, Offenheit und soziales Engagement eine solidarische Gesellschaft, die alle schützt, kaum möglich ist. Heute kann ich mein Studium in Nancy, Frankreich fortsetzen. Dies unter anderem Dank der Solidarität der „Academie Bilimon“ und Bilimon Deutschland e.V. Mein Engagement bei der „Academie Bilimon“ hat mir gezeigt, dass wir einander brauchen, für die Entfaltung aller und damit unser Land stärken.
Kokou
Botschafter der „Academie Bilimon“
Von der Schulklasse zur Viehzuchtbetrieb:
Ich wollte schon immer Viehzüchter werden. 2010 habe ich die Schule verlassen und mich selbstständig gemacht. Leider ohne Erfolg. Ich habe mich dann mit Lehrerjobs durchs Leben geschlagen bis meine Wege die der „Academie Bilimon“ gekreuzt haben. Bei einer Weiterbildung der „Academie Bilimon“ lernte ich den Tool SWOT kennen. Ich habe mein Einkommen verdoppelt und mich entschieden, wieder zurück zum Viehzuchtbetrieb zu gehen. Mit meinem Businessplan habe ich am 8. Juli 2019 den Preis „des jungen Unternehmers“ (5 Millionen Francs CFA) gewonnen. Seit 2019 bin ich wieder selbstständig. Durch die „Academie Bilimon“ habe ich verstanden, dass „Selbstvertrauen“ der Schlüssel zur Selbstverwirklichung ist.
Mawuli Assimadi
Botschafter der „Academie Bilimon“
Seitdem ich mich bei der „Academie Bilimon“ engagiere, lasse ich mich nicht von meinen beruflichen oder sozialen Zielen ablenken. Die Philosophie der „Autonomie des Denkens und Agierens“, die ich von der „Academie Bilimon“ gelernt habe, half mir, klare Ziele für mein Leben zu entwickeln und mich verantwortlich für mein Verhalten zu fühlen. Seit Mai 2020 bin ich Stipendiat bei Brot für die Welt (u.a. mit der Unterstützung der „Academie Bilimon“ und Bilimon Deutschland e.V.) und setze mein Studium der Theologie in Marburg fort. Ich bin bereit, die Solidarität, die ich in der Jugendgruppe der „Academie Bilimon“ erfahren habe, weiterzugeben.
Manu Yayoune
Botschafter der „Academie Bilimon“
Mit meinem Engagement bei der „Academie Bilimon“ habe ich gelernt, dass ich selbst im Zentrum meines beruflichen Zieles und dessen Verwirklichung stehen muss. Gesellschaftlich möchte ich der Wandel sein, den ich mir von anderen wünsche. Meinungsverschiedenheiten sollen kein Grund für gewalttätige Auseinandersetzungen mehr sein, eher ein Grund für den Dialog.
Die Vision
In vier Modulen werden den jungen Menschen grundlegende Fragen gestellt, wie sie ihr Leben gestalten wollen.
Die Weiterbildung wird von Trainern und Trainerinnen geleitet, die selber diese Weiterbildung durchlaufen haben. Sie werden so zu »Botschafter*innen«, die in einer Art positivem Schneeballsystem immer mehr Jugendliche erreichen.
